Wahlen und Demokratie rücken in Thailand in die Ferne. Einen Tag nach dem Putsch festigt die Armee ihre Macht. Die ehemalige Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra wurde festgenommen. Auch ihre Schwester und ihr Schwager, die beide einflussreiche Posten unter Yingluck inne hatten, seien inhaftiert worden, berichtete ein hochrangiger Militärvertreter.
Zuvor hatte das Militär Yingluck gemeinsam mit 22 Vertrauten – darunter einflussreiche Verwandte und Minister ihres Kabinetts – zum Gespräch eingeladen. Bei den einbestellten Politikern handelte es sich um die gesamte abgesetzte Regierung, deren Vertraute sowie eine Handvoll Oppositioneller. Diejenigen, die nicht kamen, wurden mit Ausreiseverboten belegt.
Wohin Yingluck danach gebracht wurde, ist bislang unklar. Medien berichteten, sie werde auf einem Militärstützpunkt in der Provinz Saraburi nördlich von Bangkok festgehalten. Der Militärvertreter sagte, die drei Festgenommenen würden in spätestens einer Woche wieder auf freien Fuß kommen. In der Zwischenzeit müssten aber einige Dinge organisiert werden.
Die Militärmachthaber hatten direkt nach dem Putsch die Verfassung außer Kraft gesetzt, eine nächtliche Ausgangssperre verhängt und Versammlungen verboten. Radio- und TV-Sender senden nur noch Berichte des Militärs. Schulen und Universitäten blieben geschlossen. In der Hauptstadt Bangkok lief das Leben dennoch weitgehend normal, lediglich im Stadtzentrum von Bangkok gingen Soldaten mit Gewalt gegen Hunderte Demonstranten vor, die gegen den Putsch protestierten. Mindestens zwei Personen wurden festgenommen. Es war der erste größere Widerstand, seit das Militär am Donnerstag die Macht an sich gerissen hatte.
Der Putsch war bereits der zwölfte in Thailand seit Ende der absoluten Monarchie im Jahr 1932. Armeechef Prayuth Chan-Ocha bezeichnete den Schritt als notwendig, um nach sechs Monate langen regierungskritischen Protesten wieder Stabilität herzustellen und wichtige Reformen umzusetzen. „Wenn die Lage im Land wieder friedlich ist, sind wir bereit, die Macht zurück an die Menschen zu geben“, sagte Prayuth. Einen Termin für Neuwahlen nannte der neue Machthaber nicht.