Sayasombut – 1. Juni 2013
Der Kampf gegen Thailands archaisches militaristisches Ausbildungssystem
Wir haben bereits den trostlosen Zustand des thailändischen Bildungssystems hervorgehoben und die verschiedenen Gründe für dessen versagen erforscht : ….angefangen bei den lächerlichen Fragen in den jährlichen O-Net Tests, der fragwürdigen Standardisierung dieser Tests, dem schlechten abschneiden bei den PISA Prüfungen, der miserablen englischsprachigen Ausbildung und den folglich fehlenden Kenntnissen darin, und der praktisch nicht existenten Sexualerziehung.
Kurzum, es gibt viele Problem-Gebiete, die nicht nur für den Augenblick sondern auch für die ( nahe- ) Zukunft des Landes nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell kein gutes Zeichen sind.
Frühere Regierungen haben nur immer mehr Geld über das Problem verteilt, ebenso Premierministerin Yingluck Shinawatra. Von ihrem Versprechen auf jener Pressekonferenz nach ihrem Wahlsieg im Jahr 2011, den Fokus auf das „lebenslange Lernen“ zu verlagern, bestand das bekannteste Bildungsprojekt ihrer Verwaltung darin, gratis-Tablet-PCs zu verteilen.
Aber die Probleme liegen viel tiefer.
Die New York Times hat vor kurzem eine Geschichte veröffentlicht, die auf die Ursachen unseres schmerzenden Bildungssystems hinweist :
Die Thailändischen Studenten haben da einen ganz anderen Eindruck.
In thailändischen Schulen herrscht der Traumzustand eines Ausbildungsunteroffiziers von Reglementierung, die in den Militärdiktaturen der Vergangenheit und deren Vorstellung von Disziplin und erzwungener Ehrerbietung, verwurzelt ist.
In einer öffentlichen Schule in einem industriellen Vorort Bangkoks, strafen Lehrer die Studenten für ihr zu langes Haar mittels Bambusstöcken, und befehlen, dass es an Ort und Stelle kurzgeschnitten wird. Studenten werden auf schmutzige Fingernägel, farbige Socken oder jedwelche anderen Übertretungen des Schuluniform-Vorschriften untersucht.
(…), Es ist ein System das den unwidersprochenen Gehorsam betont.
„In Thailand’s Schools, Vestiges of Military Rule“,
„In Thailands Schulen, …Überreste militärischer Regeln“, von Thomas Fuller, New York Times, 28. Mai 2013.
Diese unbestrittene Disziplin spiegelt sich auch in den Lernmethoden : Routinemässiges lernen und das sich ständig wiederholende Auswendiglernen, ist noch weit verbreitet in Thailands Klassenzimmern.
Ein weiterer Faktor ist die erzwungene Gleichförmigkeit der thailändischen Studenten :
Neben den Schuluniformen, ….Thailand ist eines der wenigen Länder weltweit in dem auch Studenten solche Uniformen tragen, haben thailändische Schulkinder strenge Regeln was die Haarlänge angeht ( Jungen müssen einen Bürstenschnitt tragen, Mädchen dürfen ihr Haar nicht länger als bis zum Halsansatz tragen, und das Haare färben ist ihnen absolut verboten ) von Anfang an.
Aber diese archaische Regulierung ( die auf das Jahr 1972 und die militärische Diktatur von Thanom Kittikachorn zurückgeht ), erlebt seit Anfang dieses Jahres ein Änderung, weil das Unterrichtsministerium anstrebt, diese Regeln zu lockern, in der Folge einer Empfehlung durch die „National Human Rights Commission“, ( NHRC ), wie wir vorher bereits berichtet und kommentiert haben :
Das Haar auf den Köpfen der Thailändischen Schulkinder hat sich zu einem nationalen politischen Thema entwickelt. Eine Studentenhaardebatte ist hoch gekocht und schließlich zu einem Eitergeschwür geworden, nachdem ein Schüler im Dezember 2011 beim NHRC eine Beschwerde eingereicht hat. Die Beschwerde besagte, dass die Schul-Verordnung über das Verbot aller Frisuren außer dem Bürsten-Schnitt für Jungen …..und die Ohrläppchen-Länge für Mädchen eine Verletzung der Menschenrechte von Kindern ist, und dass das, was die Schulen erlauben, nämlich das ausgewählte Studierende : ….wie jene in klassischen Kunst-Lehrgängen, die langes Haar tragen dürfen, eine Diskriminierung anderer Schüler darstellt, die strengen Haar Regeln unterliegen. (…)
Nach der Nachricht, das der Student 2011 eine Beschwerde an die NHRC einreichte, haben Wissenschaftler, politische Entscheidungsträger, Regierungsbeamte und führende Denker die vor- und Nachteile abgewogen. Die breitere Öffentlichkeit sprang vor kurzem auch mit ins Getümmel der Diskussion, nach der NHRC-Aussage vom November 2012 und der Entscheidung durch das Bildungsministerium ( die Regeln zu lockern) kurz vor dem nationalen Kindertag.
Vielleicht sind diese Leute blind für die neue Realität, nämlich das Thailand mitten in einem Wandel steckt, das immer mehr junge Thais einen Geschmack an der Hinterfragung bekommen und blinder Gehorsam nicht mehr als selbstverständlich angesehen werden darf. Die heutige Thailändische Jugend stürzte Kopfüber in das 21. Jahrhundert, nur um wieder an den Haaren herausgezogen zu werden, …. Sozusagen, von undurchschaubaren Regeln. Allerdings beginnen zumindest einige der Erwachsenen, diese Frustration der Kinder zu schätzen. Aber ist das genug um sie zu befreien ?
„Thailand : Was haben Haare mit Kinderrechten zu tun?“, von Kaewmala / Siam Voices, Asien-Korrespondent, 13. Januar 2013
Der oben erwähnte Artikel in der New York Times zeigt auch eine weitere Kampagne zur Modernisierung des Bildungs-Systems auf :
Ende letzten Jahres begann ein frei denkender Thai High-School-Schüler, Nethiwit Chotpatpaisan, mit dem Spitznamen Frank, eine Facebook-Kampagne. In dieser fordert er die Abschaffung des „mechanistischen“ Bildungssystems. Zusammen mit gleichgesinnten Freunden begann er eine Gruppe mit dem Namen „Thailandändische pädagogische Revolutionäre Allianz“ ( the Thailand Educational Revolution Alliance ). Er erlangte damit im Januar nationale Bekanntheit, nachdem er in einem Primetime TV-Programm darüber sprechen durfte.
„Die Schule ist wie eine Fabrik, die identische Menschen herstellt,“ sagte er am letzten Morgen an seiner Schule, der „Nawaminthrachinuthit Triam Udomsuksa Phatthanakan“, (…) Frank beschrieb die Lehrer dort als „Diktatoren“, die ihren Studenten befehlen sich zu „Biegen, Biegen, Biegen“ und ihnen nur ja nie zu widersprechen.
Aus : „In Thailands Schulen, …Überreste militärischer Regeln“, von Thomas Fuller, New York Times, 28. Mai 2013
In der Tat gibt es nun wachsenden Widerstand gegen den Status quo in den Klassenzimmern und überraschenderweise hat dieser einen ungewöhnlichen Verbündeten im aktuellen Bildungsminister, Phongthep Thepkanjana, gefunden, zumindest laut dem New York Times-Reporter.
Aber wenigstens ein paar Änderungen werden umgesetzt : Neben dem beseitigen des Haare schneidens, wird die Anzahl der Schulstunden von 1.000-1.200 auf 800 Stunden pro Jahr beschnitten werden, alles im Einklang mit den UNESCO-Empfehlungen.
Aber es muss noch viel mehr gemacht werden, wie bei der fehlenden Lese-Kultur trotz Bangkoks „World Book Capital 2013″, aber auch das Problem der Bestechung bei Schulanmeldungen wird da genannt, während man auch plant, kleinere Schulen zu schliessen, aber auch jene beleidigende Kultur von Ritualen bei der Aufnahme ( Rite of Passage Rituale ) der erst-jährigen Universitätsstudenten, all dieses und vieles mehr Bedarf einer grundsätzlichen gründlichen Überarbeitung, ….. nicht nur des Lehrplanes, sondern auch der Einstellung zum Unterricht und der Vorbereitung unserer Kinder um sie in die Zukunft zu führen und sie nicht nur das „gehorchen“ zu lernen.
http://saiyasombut.wordpress.com/
Wer ist denn in dem Fall wieder „der Thai“? Du suchst dir das auch immer gerade so aus wie es dir passt!!
Selten so etwas hohles gelesen. Mittel- und langfristig haengt von der Bildung alles ab!!! Wenn jetzt weniger Nachschub aus dem Bereich Korruption kommt, platzt eine „Blase“ nach der anderen!!!
aber leider absolut real. Der Thai denkt lediglich 3 Tage im voraus, wenn überhaupt. Wichtige Dinge werden geschoben und geschoben.
Die Fähre Pattaya nach Hua Hin hatte man schon vor Jahren geplant, wieder verschoben, wieder geplant und schon Frist für den Start
gesetzt nun wieder verschoben. Thai-Style halt….
Da steckt viel Wichtiges drin , wo mir /uns(?) aber das Hintergrundwissen fehlt.
Kann man da nicht ein neues Thema aufmachen?
DAS stimmt so nicht! Da muesste ich aber mehr Wissen ueber die O-net-Teste und all das, wo sonst noch die 500MrdTB versickern.
Diese Tests sind meiner Ansicht nach, eine Haupt-Ursache fuer THs BildungsChaos!
An den Schulen meiner Kinder, werden bereits im Kindergarten (!!!!) solche Tests geschrieben, was meiner Ansicht nach alte abgelegte O-net oder Pisa-Tests sind.
Die koennen noch nicht lesen+schreiben und lernen nur die „Bilder“ der Fragen auswendig.
Diese Multiple Choice Test im Allgemeinen, leisten einen sehr grossen Beitrag bei der Verdummung der ThaiKinder!!!!
Der PISATest macht dann den Rest! 😥
Da ist nichts vergleichbar, was da zwanghaft verglichen wird!!!
Soetwas kommt heraus wenn Thailand an Tests teilnimmt
die man nicht beeinflussen kann!
Aber glücklicherweise ist Thailand ja noch Weltmeister im Ausreden erfinden.
Deshalb, Alles garnicht schlimm, nur weiter so!
aber vielleicht leben die Thais mit der Einstellung – „ist der Ruf mal ruiniert, lebt es sich ungeniert“ – gar nicht
so schlecht. Vll besser, als wenn sie in allen Bereichen die Nr. 1 sein wollen.
Die leben halt nach einer anderen Devise: was du heute nicht kannst besorgen, verschiebe ruhig auf morgen 🙂
Wo kommt denn auf einmal der Stimmungsumschwung her? Laufen die Waehler weg?
Es ist schon maerchenhaft welche Stories die Verdreher
zusammenschreiben um von der Unfaehigkeit
Thaksins Marionettenbuehne im Bereich Bildung abzulenken.
Von den Reforminitiativen Abhisits der die Bildung
zur Chefsache machte ist NICHTS! fortgefuehrt worden.
Stattdessen haben Thaksins Marionetten jedem Grundschueler
einen Tablet PC versprochen.
Daraus geworden ist bisher wenig, da die Tablets die bisher
verteilt wurden ueberhaupt keinen Bildungswert haben
sondern nur zum Spielen benutzt werden koennen.
Die Schule unserer Juengsten die im 6.Schuljahr ist,
hat diese „Geschenke“ abgelehnt und benutzt lieber
die vorhandenen PCs um die Schueler auszubilden.
Aber fuer Thaksins Lakaien hat sich der Kauf
dieser „Spielkonsolen“ sicher gelohnt.
Wer spielt in Thaksins Marionettenbuehne
derzeit eigentlich den Bildungsminister?