22 Filme, eine Fernsehserie und Computerspiele sind in Planung – die thailändischen Jugendfußballer, die im Sommer in einer Höhle festsaßen, sind zu Medienstars geworden. Psychologen rieten ab.
Die „Helden von Thailand“, wie das Lied über die Jugendfußballer heißt, sind bescheiden geblieben. Höfliche Jungen, die der Ruhm noch immer verlegen macht. „Wieso seid ihr eigentlich an diesem Tag in die Höhle gegangen?“, fragt Moderatorin Ellen DeGeneris in der US-amerikanischen Ellen-Show. „Aus Neugierde“, antwortet der Trainer. Eigentlich wollten sie ja nur höchstens eine Stunde in der Höhle bleiben. „Aber dann wurde es halt doch ein bisschen länger…“ STIN berichtete hier.
Zwei Wochen saßen sie in der dunklen und feuchtkalten Höhle in Nordthailand fest, das Hochwasser hatte sie überrascht. Zwölf Jungen im Alter zwischen elf und 16 und ihr 25-jähriger Trainer. Der meditierte mit seiner Mannschaft, den „Wild Boars“, und bewahrte sie so vor dem Durchdrehen. Sie fingen das Regenwasser von der Decke auf, denn die schlammigen Fluten, die durch die Höhle rauschten, waren nicht trinkbar.
Rettung schien zu riskant
Als sie nach neun Tagen von Tauchern entdeckt wurden, waren die Zugänge zur Höhle so vollgelaufen, dass die Bergungsmannschaft zunächst überlegte, die Jungen bis zum Ende des Hochwassers in der Höhle zu lassen. Eine Rettung schien zu riskant, denn sie bedeutete, dass die im Tauchen unerfahrenen Jungs auf dem Weg nach draußen mehrfach die Atemluftflasche wechseln mussten. Doch dann ließ der Monsun den Wasserspiegel weiter steigen, Eile war geboten.
Durch scharfkantige, teils nur 40 Zentimeter schmale, wassergefüllte Gänge bugsierten Taucher einen Jungen nach dem anderen hinaus – acht Stunden dauerte das jedesmal. Aber daran erinnert sich keiner der Fußballer – sie waren mit Beruhigungsmitteln sediert worden, um nicht in Panik zu geraten. Nur an den Jubel, als sie aus der Tham Luang Höhle herausgebracht wurden. „Wir sind nicht sicher, ob es sich um ein Wunder handelt oder um Wissenschaft oder was auch immer“, schrieben die Thai Navy Seals auf ihrer Facebook-Seite. Einer der Marinetaucher war bei der hochriskanten Mission ums Leben gekommen.
Nachbau im Einkaufszentrum
Die thailändische Militärregierung nutzte das Höhlendrama auch zur Imagepolitur. Psychologen hatten empfohlen, die Jungs nach der Rettung in Ruhe zu lassen, doch die Militärs hatte andere Pläne. Schon acht Wochen nach der Rettung ließ sie in einem Einkaufszentrum in Bangkok einen Nachbau der Tham-Luang-Höhle errichten, zehn Meter lang, mit Lautsprechern, aus denen das Tröpfeln von Wasser zu hören war. Die „Wild-Boars“-Jugendfußballer, jetzt Staatshelden, krochen durch die Attrappe.
Seitdem jetten sie wie eine Boyband um den Globus. In Argentinien trugen sie ein Showmatch aus, in England wurden sie vom damaligen Trainer José Mourinho im Stadion von Manchester United empfangen. Und sie trafen ihren Helden, den schwedischen Nationalspieler Zlatan Ibrahimovic. „Dieses Team hat mir gezeigt, was echter Mut ist“, lobte Ibramovic. „Ihr Teamgeist und Zusammenhalt, ihre Geduld und Zuversicht – also das ist vermutlich die beste Mannschaft auf der ganzen Welt.“
Filme, Serien, Bücher und Games in Planung
Inzwischen sind laut thailändischer Regierung 22 Filme über das Höhlendrama in Planung, dazu eine Fernsehserie, Bücher, Computerspiele. Klar, dass die „Wild Boars“ bei jedem Interview und in jeder Talkshow auch nach ihren Träumen gefragt werden. „Eine gute Ausbildung und einen guten Beruf“, sagt der 14-jährige Adul bescheiden. „Der Profifußball ist mir zu riskant. Aber wenn es damit klappt, bin ich natürlich froh, weil ich dann gut für meine Familie sorgen kann.“