Ein Selfmade-Milliardär aus Thailand will die Kette NH Hotels übernehmen. An seinem Firmenimperium werkelt er seit dem Teenageralter.

Unter Thailands Milliardären ist William Heinecke, 69, ein Unikat. Keinem anderen Unternehmer mit ausländischen Wurzeln gelang es in dem südostasiatischen Land, ein so großes Vermögen aufzubauen. Das US-Magazin „Forbes“ listet Heinecke als einen der 20 Reichsten des Königreichs auf.

Jetzt will der gebürtige Amerikaner, der seine Staatsbürgerschaft zugunsten der thailändischen aufgab, einen neuen Meilenstein setzen: Sein Hotel- und Restaurantkonzern Minor International plant die Übernahme der spanischen Kette NH Hotels in einer Transaktion, die bis zu 2,5 Milliarden Euro kosten könnte. Das wäre der teuerste Zukauf in Thailands Tourismusgeschichte – und auch für Heinecke das größte Geschäft seiner Unternehmerkarriere.

„Das ist für uns natürlich eine sehr aufregende Situation“, sagt Heinecke im Gespräch mit dem Handelsblatt. Die NH-Kette passe perfekt zu seinen mehr als 150 Hotels, die er in Asien und im Nahen Osten betreibt. „NH hat eine große Plattform in Europa und in Südamerika“, sagt er. „Wir sind dort bisher erst mit einer sehr kleinen Basis vertreten.“ Heineckes Unternehmen, das 2017 1,6 Milliarden Euro Umsatz machte, erwirbt zunächst ein Aktienpaket vom chinesischen Investor HNA und wird dann ein Drittel der NH-Anteile halten. Zudem macht Minor den übrigen Aktionären ein Angebot.

Die Übernahme der mehr als 380 NH-Hotels würde Minor in die globale Liga katapultieren. Analysten der singapurischen Bank DBS werteten den Einstieg bei NH durch die Erschließung neuer Märkte als positiv. Yuanta Securities in Bangkok verwies aber auch auf die Risiken: NH Hotels befinde sich noch in einer Restrukturierungsphase. Der über Anleihen finanzierte Kauf steigere die Zinslast für Minor erheblich. Heinecke sagt, ihm mache der höhere Verschuldungsgrad keine Sorgen: „Wir bleiben immer noch unter dem Level, das wir für komfortabel halten.“

Seine Karriere begonnen hat er bereits im Teenageralter. Zusammen mit seinen Eltern – sein Vater war amerikanischer Diplomat – war er in den 1960er-Jahren nach Bangkok gezogen. Neben der Schule arbeitete er sich zum Anzeigenmanager einer lokalen Zeitung hoch und gründete zudem seine erste Firma. Der Name Minor war eine Anspielung darauf, dass er damals noch minderjährig war.

Ende der 1970er-Jahre dann kaufte er sein erstes Hotel in der thailändischen Strandstadt Pattaya. Das Haus befand sich auf einem Grundstück, das dem thailändischen Königshaus gehörte. Daraus entwickelte sich eine langjährige Beziehung mit dem Palast, der in dem Land großen wirtschaftlichen Einfluss hat. Der 2016 gestorbene König Bhumibol war persönlich Anteilseigner von Heineckes Unternehmen, das seit 30 Jahren an der thailändischen Börse gelistet ist.

Auch heute hält das Königshaus noch einen Anteil an Minor, zu dem Hotels der Marken Four Seasons, JW Marriott und St. Regis gehören. Zudem betreibt der Konzern mehr als 2 000 Filialen von Restaurant- und Kaffeehausketten – darunter Burger King in Thailand und Myanmar und der australische Starbucks-Konkurrent Coffee Club, den Minor 2007 übernahm und in Asien auf Expansionskurs brachte. In den 1980er-Jahren wurde Heinecke zu Asiens Fast-Food-Pionier, als er erste Filialen von Pizza Hut auf den Kontinent brachte. Als eine Vertragsverlängerung mit dem US-Konzern scheiterte, wechselte er die Marke aus: Unter dem Namen Pizza Company betreibt er heute mehrere Hundert Restaurants in Südostasien und dem Nahen Osten.

Heineckes Mantra lautete: Finde eine Lücke und fülle sie. Ob so ein Aufstieg vom Ein-Mann-Unternehmer zum zweifachen Dollar-Milliardär heute immer noch möglich wäre? „Es ist sicher schwerer als vor 50 Jahren“, sagt Heinecke. „Thailand ist viel entwickelter. In Ländern wie Indien, China oder Indonesien hätte man es bestimmt einfacher.“ Heinecke will seiner Wahlheimat aber treu bleiben. Auch die politische Lage des Landes, in dem sich das Militär seit 2006 zweimal an die Macht putschte, stört ihn nicht: Es sei klar, dass die Militärregierung Wahlen anstrebe. Zudem dürfe man Wahlen nicht mit dem Fortschritt eines Landes gleichsetzen. „Ich glaube nicht, dass die Mehrheit der Thailänder mit der jetzigen Situation unglücklich ist.“ /HB

 

Von STIN

Ein Gedanke zu „Madrid: William Heinecke kauft spanische Hotelkette mit 380 Hotels“
  1. aus dem Handelsblatt:    Es sei klar, dass die Militärregierung Wahlen anstrebe. Zudem dürfe man Wahlen nicht mit dem Fortschritt eines Landes gleichsetzen. „Ich glaube nicht, dass die Mehrheit der Thailänder mit der jetzigen Situation unglücklich ist.“

    Der Mann ist unter anderem dadurch so erfolgreich geworden, daß er die politische Situation nicht durch irgendwelche gefärbten Brillen sieht, sondern einfach pragmatisch vorgeht.

    Außerdem hat er sich niemals damit zufrieden gegeben, sich als „angestellter Mensch auf Montage“ zu verdingen, sondern ging selbst (abwägbare) „Risiken“ ein. Daher weiterhin alles Gute für die Erweiterung der Geschäfte – nicht nur in Thailand.

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